Beratungsstelle Pflege und Demenz

8. März 2021

Beratungsstelle Pflege und Demenz

Brigitte Wunderlich, Leiterin Beratungsstelle Pflege und Demenz

Foto: Brigitte Wunderlich, Leiterin Beratungsstelle Pflege und Demenz

Abstand halten, Maskenpflicht, Kontaktbeschränkung
Menschen mit einer Demenz ist dies nur schwer zu vermitteln. Für sie und ihre Angehörigen wird das zur besonderen Belastung.

Wenn Frau Reiter* ihre Mutter besucht, folgt sie meist festen Ritualen. Hierzu zählt der Kuss auf die Wange, die Umarmung genauso wie der Tee, den sie gemeinsam trinken. „Egal was anliegt“, erzählt Frau Reiter, „diese Gewohnheiten versuche ich immer beizubehalten“. Früher passierte es ihr auch schon, dass sie, wenn sie es eilig hatte, ihre Hektik auf die Mutter übertrug. „Dann ging es uns beiden nicht gut“, so Frau Reiter, „meine Mutter war verstört und ich mit meinem Besuch bei ihr absolut unzufrieden“.

Frau Reiter ist berufstätig. Früh und abends kommt ein Pflegedienst zu ihrer Mutter, manchmal auch eine ehrenamtliche Helferin, die mit ihr spielt oder auch spazieren geht. „Das entlastet mich sehr“, berichtet Frau Reiter „und ich kann mich ganz auf meine Mutter konzentrieren“. So sitzen sie einfach mal zusammen und Frau Reiter erzählt von der Familie, der Arbeit, den Kindern. Häufig muss sie das Gesagte auch wiederholen. Ihre Mutter hat Demenz und kann sich vieles nicht merken. Dank einer Schulung für Angehörige kann Frau Reiter jetzt gut damit umgehen. Es regt sie nicht mehr auf, dass ihre Mutter nach Begebenheiten fragt, die sie erst ein paar Minuten vorher erwähnt hat.

Frau Wunderlich berät Menschen wie Frau Reiter. Zusammen mit anderen Fachstellen für pflegende Angehörige organisiert sie auch solche Schulungen oder berät Betroffene in einem persönlichen Gespräch. Jedoch hat Corona für uns alle den Alltag verändert. Viele Demenzkranke können damit nichts anfangen, können die Gefahr nicht abschätzen. Eine Veränderung nehmen sie aber dennoch wahr, an den Menschen um sie herum. „Demenzkranke Menschen können möglicherweise den Sinn gesprochener Worte nicht mehr verstehen“, erklärt Frau Wunderlich, „unsere Gefühle jedoch, die Unsicherheit und auch unsere Ängste werden sehr wohl wahrgenommen“.  Brigitte Wunderlich ist gerontopsychiatrische Fachkraft und leitet die Beratungsstelle für Pflege und Demenz des ASD e.V. – Soziale Dienste. Schon seit vielen Jahren engagiert sie sich für demenzkranke Menschen und ihre Angehörigen, sie organisiert Schulungen oder öffentliche Veranstaltungen, um über die Erkrankung selbst oder über den Umgang mit Betroffenen zu informieren. Manche Dinge können jetzt nicht mehr wie gewohnt stattfinden, doch ist es Frau Wunderlich wichtig, dass nach wie vor dem Beratungsbedarf nachgekommen werden kann. Hier hat der ASD e.V. sein Angebot sogar erweitert und bietet jetzt Beratung vor Ort in seinen jeweiligen Stützpunkten in Hof, Oberkotzau und Schwarzenbach an der Saale an. „Es war uns wichtig, gerade jetzt für die betroffenen Menschen als Ansprechpartner da zu sein“ erklärt Detlef Keil, Leiter des gemeinnützigen Vereins. Feste Sprechzeiten seien zwar derzeit nicht möglich, doch könnten neben telefonischer Beratung auch individuelle Termine oder Hausbesuche vereinbart werden. „Es gilt, die richtige Balance zu finden, über Ängste und Sorgen zu sprechen, statt sie zu überspielen. Auch Ablenkung hilft“ erklärt Frau Wunderlich, „Anekdoten von früher oder lustige Geschichten – gemeinsames Lachen hilft, Anspannungen zu lösen“.

Auch Frau Reiter und ihrer Mutter hat das geholfen. Sie bekam von Frau Wunderlich die Broschüre „Eri`s Gwaaf“ ausgehändigt. Darin niedergeschrieben sind selbst erlebte, meist in Mundart gehaltene Geschichten von Erika Mix, die als Vorgängerin von Frau Wunderlich selbst viele Jahre im Bereich Angehörigenberatung aktiv war. „Wenn ich dann beim Vorlesen über die hoferisch geschriebenen Wörter stolpere, müssen wir meist schon vor der eigentlichen Pointe lachen“, freut sich Frau Reiter. Und ganz nebenbei ist zu ihren Treffen ein weiteres Ritual hinzugekommen.

 

Weitere Informationen, Terminvereinbarungen oder die kostenlose Broschüre „Eri`s Gwaaf“ (die auch als Hörbuch erhältlich ist) gibt es bei: ASD e.V. – Beratungsstelle für Pflege und Demenz unter der Telefonnummer 09286- 96230 oder per E-Mail-Anfrage unter beratungsstelle@asd-sozialedienste.de

 

 

*Name von der Redaktion geändert